Von der Idee bis zum Foto.
02:56
Tut mir leid, dass der letzte Post schon wieder ein halbes Jahrhundert her ist. Ich würde ja gerne sagen ich hatte so unheimlich viel zu tun, aber das wäre großteils gelogen. Klar, ich hatte jetzt Prüfungen in meinem Studium, und musste einen riesigen Haufen Bilder bearbeiten, aber das erklärt nicht die Zeit, die ich einfach mit Serien schauen verbracht habe ...
(Dafür hab ich Serientipps für euch: "Mr. Robot" und "Jonathan Strange & Mr. Norrell", und natürlich die neuen Folgen von "Suits")
Aber wenn ich mich recht erinnere, habe ich euch versprochen einen Einblick in meinen Prozess zu geben. Nicht, dass der jetzt außergewöhnlich spannend ist, oder meine Zeichnungen besonders sehenswert sind, aber vielleicht hilft es oder bestätigt jemanden in seinem Weg.
Das hier ist mein Art Dinge zu machen, jeder sollte aber seine eigene Methode finden, wie er zu einem gelungenen Shooting kommt.
#1 Ich beginne meine Ideen festzuhalten.
Das sieht oft ganz unterschiedlich aus, je nach dem was mich inspiriert. Manchmal ist es ein Foto, ein Film, Mode oder Stimmung, auf jeden Fall schreibe ich sie auf, egal wie unausgeklügelt sie noch ist. Wenn ich dann merke ich habe Zeit für dieses Shooting, beginne ich es weiter und genauer auszuarbeiten. Hierbei entstehen dann meine Skizzen. In erster Linie sind sie für mich, manchmal zeige ich sie auch den Visagisten und Models, aber da bin ich eher vorsichtig.
#1 Ich beginne meine Ideen festzuhalten.
Das sieht oft ganz unterschiedlich aus, je nach dem was mich inspiriert. Manchmal ist es ein Foto, ein Film, Mode oder Stimmung, auf jeden Fall schreibe ich sie auf, egal wie unausgeklügelt sie noch ist. Wenn ich dann merke ich habe Zeit für dieses Shooting, beginne ich es weiter und genauer auszuarbeiten. Hierbei entstehen dann meine Skizzen. In erster Linie sind sie für mich, manchmal zeige ich sie auch den Visagisten und Models, aber da bin ich eher vorsichtig.
#2 Ich erstelle ein Moodboard.
Das Moodboard ist sowohl für mich, weil ich mir klarer werden muss in welche Richtung das Shooting gehen wird. Aber vor allem ist es dafür, dass ich der Modelagentur und der Visagistin zeigen kann, was ich plane. Mir ist es sehr wichtig, dass die Moodboards gut aussehen, da von ihnen viele Entscheidungen abhängen - ob die Visagistin aufspringt, was die Agentur sagt und was für ein Model ich bekomme.
Für das Moodboard verwende ich sowohl meine eigenen Bilder, als auch Shootings die ich im Internet gefunden habe. Agenturen und die meisten Visagisten wissen, dass man nicht einfach diese Fotos nachmachen wird, sondern dass diese Bilder nur zur Verdeutlichung dienen; bei Kunden, vor allem jenen, die nicht so vertraut sind damit, bin ich da vorsichtiger. Die verstehen es oft falsch, glauben dass die Bilder von mir sind oder ich die anderen Shootings einfach nachmache.
Oft habe ich die Moodboards ausgedruckt bei Shootings mit, oder wenn ich bei mir zuhause fotografiere, einfach am Monitor geöffnet. Bei dem hier unten, sind die beiden äußeren Fotos von mir, vielleicht erinnert ihr euch an sie ...
#3 Ich stelle meine Team zusammen.
Das bedeutet so viel, wie ich schreibe an Agenturen und an Visagistinnen. Meistens habe ich eine genaue Vorstellung, wie das Model aussehen muss, aber zur Not passe ich das Konzept einfach an. Hier habe ich um ein junges Mädchen angesucht, mit langen Haaren und lieblichen, zarten Gesicht. Bei Linda hatte ich echt Glück, sie ist extra aus Bratislava angereist.
Bei der Visagistin hatte ich anfangs nicht so viel Glück, die erste ist leider abgesprungen und so habe ich mich dann an eine andere wenden müssen.
#4 Letze Besorgungen.
Es wirkt nie gut, wenn man erst alles aufzubauen beginnt, wenn das Model da ist. Daher nehme ich mir an diesem Tag meist gar nichts anderes vor, stecke alle meine Gedanken und Energien in die Vorbereitung. Oft muss ich noch einmal einkaufen gehen, wenn es auch nur ein paar Snacks das Team sind.
In diesem Fall habe ich noch Flieder geholt, einen Schal gekauft und eine Playlist gesucht.
Wichtig: Checken ob die Akkus geladen sind, ob alle Speicherkarten leer sind, ob alles Equipment da ist. Ich habe immer noch Panik vor einem Shooting, dass ich etwas vergessen haben könnte.
#4 Letze Besorgungen.
Es wirkt nie gut, wenn man erst alles aufzubauen beginnt, wenn das Model da ist. Daher nehme ich mir an diesem Tag meist gar nichts anderes vor, stecke alle meine Gedanken und Energien in die Vorbereitung. Oft muss ich noch einmal einkaufen gehen, wenn es auch nur ein paar Snacks das Team sind.
In diesem Fall habe ich noch Flieder geholt, einen Schal gekauft und eine Playlist gesucht.
Wichtig: Checken ob die Akkus geladen sind, ob alle Speicherkarten leer sind, ob alles Equipment da ist. Ich habe immer noch Panik vor einem Shooting, dass ich etwas vergessen haben könnte.
#5 Alle sind da, Make-Up wird gemacht.
Da gibt es wenig zu sagen. Ich rede viel mit und habe genaue Vorstellungen was für Make-Up ich will, lasse aber der Visagistin genug Freiraum - schlussendlich weiß sie es besser als ich.
Meine Visagistin bei dem Shooting war Anna Maurer. Und ja, ich zahle Visagistinnen immer etwas, auch wenn es ein freies Projekt ist. Sie haben einen hohen Produktverschleiß und ihre Sachen sind teuer - wenn man gute Leistungen will, sollte man nicht knausrig sein - der Fairness wegen. Außerdem wird es mir spätestens in der Bearbeitung jeder Cent wert sein.
Da ich in meinem Zimmer Studiohintergründe habe und das Tageslicht nutze, das durch die großen Fenster kommt, ist hier immer alles sehr familiär. Mein Schreibtisch verwandelt sich dann zum Schminktisch und alles wird belagert von Unmengen an Puder, Lidschatten und Lippenstiften.
Ich mag es Making-Of-Fotos zu machen ... Einerseits freut sich die Visagistin wenn sie für ihre Seite Fotos hat, andererseits wärme ich mich mit meiner Kamera auf, überprüfe Einstellungen, lerne das Model kennen und finde ihre guten Seiten.
#6 Vorbereiten
Meistens geschieht das gleichzeitig zum Schminken. Ich bastel mir die letzten Sachen, die ich für das Shooting brauche. Damit die Flieder nicht die Köpfe hängen lassen, habe ich die Blütenkrone erst als das Model da war, begonnen zu bauen. So konnte ich es auch immer wieder anhalten und anpassen.
Wenn ich nicht vorher schon ein Fitting habe, entscheide ich mich jetzt für die endgültigen Outfits.
#7 Das Shooting geht nun wirklich los.
Was kann ich hier erzählen? Ab und zu hab ich eine Assistentin, die mir hilft. Gerne habe ich da eine Freundin aus der Graphischen, meine Schwester oder sonst jemand, der helfen will. Eher ungern frage ich die Visagistin, sie soll sich lieber auf das Model konzentrieren und einschreiten, wenn ihr auffällt, dass eine Locke verrutscht ist oder das Make-Up bröselt.
Das tolle an Assistenten ist, sie können Jausen herrichten und für alle Kaffee machen, wenn sie gerade nicht gebraucht werden und das hebt die Stimmung am Set. Ich weiß, als Assistentin will ich das auch nie machen, aber es ist einfach so wichtig.
Ein guter Tipp von meinem ehemaligen Professor an der Graphischen war, dass man alle Formate durchfotografieren soll. Das heißt: Hochformat, Querformat, nahes Close-Up, weites Close-Up, Halbnahe, Nahe, Halbtotale, Totale, u.s.w. Wenn man also nicht weiß wie man beginnen soll, oder wenn "man den Faden verloren hat", braucht man nur an diesen Punkten weiterarbeiten. Woran ich auch versuche zu denken, ist, dass ich nicht alles aus der gleichen Perspektive fotografiere, was vor allem im Studio leicht passieren kann.
Ich gehöre auch zu den Fotografen die gerne dem Model genaue Anweisungen geben. Zwar nicht immer, aber oft erkläre ich die Stimmung die ich haben will, was für eine Rolle sie einnehmen soll, welches Gefühl ich mir wünsche. Also nicht nur: 'Schau stolz', sondern: 'Stell dir vor du bist eine Königin, du trägst diese Blumenkrone, wie eine Feenprinzessin.' Oder: 'Schau verträumt', sondern: 'Es ist Frühling, du genießt den Duft der Blumen, die Sonne die auf dein Gesicht scheint, der Winter ist vorbei und der Sommer kommt.' usw. blablabla... ;) Ich habe keine Ahnung ob es hilft, aber es hilft auch mir, das Motto vom Shooting im Kopf zu behalten.
#8 Es ist geschafft, es ist alles in der Kamera.
Wenn der Punkt kommt, wo ich sage 'Danke, ich hab alles', habe ich immer das Gefühl, es reicht nicht. Leider muss man irgendwann aufhören, sonst beginnt man sich zu wiederholen.
Manchmal bin ich nach einem Shooting komplett k.o. und will nur noch mich hinsetzen und eine dumme Serie schauen. Oft gebe ich mir aber noch Mühe, lade die Fotos auf den Computer, zeige einige her, helfe beim Abbauen und bringe dem Model Abschminktücher.
#8 Es ist geschafft, es ist alles in der Kamera.
Wenn der Punkt kommt, wo ich sage 'Danke, ich hab alles', habe ich immer das Gefühl, es reicht nicht. Leider muss man irgendwann aufhören, sonst beginnt man sich zu wiederholen.
Manchmal bin ich nach einem Shooting komplett k.o. und will nur noch mich hinsetzen und eine dumme Serie schauen. Oft gebe ich mir aber noch Mühe, lade die Fotos auf den Computer, zeige einige her, helfe beim Abbauen und bringe dem Model Abschminktücher.
#9 Aussortieren der Bilder.
Das ist wohl der oft frustrierendste und anstrengendste Teil und braucht ewig. Man kommt drauf, dass die coolen Fotos auf der Kamera, in groß nicht mehr so gut sind, man erinnert sich an all die Dinge die man vergessen hat und stöhnt über die 1000 Bilder die man durchschauen muss. Aber dann entdeckt man in dem großen Haufen immer mehr Fotos, die gut sind und langsam sammeln sie sich zusammen und man kann es kaum erwarten sie zu bearbeiten.
Wichtig beim Auswählen: Die Bilder sollen eine homogene Strecke ergeben! Nicht so viele Blicke in die gleiche Richtung, nicht zu ähnliche Posen. Wählt ein Anfangs- und Schlussbild, das den Betrachter in das Shooting hineinführt, sein Aufmerksamkeit fängt und eines, dass ihn verabschiedet und begleitet. Ich muss mich auch immer wieder daran erinnern.
Anmerkung, weil ich es so oft sehe: Weniger Bilder sind oft mehr! Das heißt auch, wenn man zwei schöne Bilder hat, die fast gleich sind, aber jedes auf seine Art gut, nimm trotzdem nur eines davon!
Ich bearbeite pro Shooting meist nur um die fünf Bilder.
Ich gehöre zu den Adobe Bridge-Verwendern, aber Lightroom macht den Job genauso gut - ist nur Gewöhnungsache. Mit einem Sternsystem arbeite ich mich hoch, bis ich schlussendlich meine fünf Bilder mit fünf Sternen habe, die ich dann bearbeite.
#10 Bearbeiten.
Ich liebe Photoshop. Ich weiß was ich damit kann, daher ich fotografiere so, dass ich das meiste aus den Bildern dann in Photoshop herausholen kann. Das heißt, nicht zu starke Kontraste, nicht zu dunkel aber vor allem nicht zu hell. Der Stil, die Stimmung, die Farben, der Kontrast, usw kommt alles erst in Photoshop. Ich kann es nur noch mal sagen: ich liebe das Ding einfach ^^.
Irgendwann kann ich euch meinen Standpunkt zu "Wahrheitsanspruch", "Verfremdung", "Gute Fotografen brauchen kein Photoshop", und so Sachen mal darlegen, aber das geht hier jetzt zu weit.
Wie schnell ich bei diesen Fotos war? Ich habe nicht mehr als zwei an einem Tag geschafft, eher nur eines. Wichtigstes Hilfsmittel dabei ist mein Graphictablett, ohne dem fange ich gar nicht zu bearbeiten an.
#11 Abschluss.
Wenn alle Bilder fertig sind, passe ich sie noch an einander an, dass sie in Sachen Helligkeit, Farbe, Kontrast und Ausschnitt stimmig mit einander sind.
Und dann werden sie verteilt. An die Visagistin, das Model, die Agentur und das Internet (Facebook, Instagram, Blog, ...) Ich versuche die Bilder so schnell wie möglich zu bearbeiten und fertig zu machen, am besten innerhalb der nächsten zwei Wochen. Leider schaffe ich das nicht immer, gerade wenn sich Prüfungen dazwischen schummeln. Aber versuchen kann ich es trotzdem.
Technische Fakten kurz zusammengefasst:
Canon 5D Mark II, Canon 50mm 1,8f, Canon 24-105mm 4f.
Adobe Bridge CC, Adobe Camera Raw, Adobe Photoshop CC.
Zu den Fragen von valhalla:
1) gab es/ gibt es shootings, bei denen es dir unangenehm ist, zu fotografieren (z.B nacktheit)? 2) was fällt dir am schwersten, bevor das foto entsteht: die skizzen, die motivations-findung, das konzept etc.?
1) Hmm ... schwer zu sagen. Mit Nacktheit habe ich kein Problem, mich stört es auch nicht, Menschen so zu fotografieren, dass sie erotisch, anziehend und sexy sind. Aber meine Grenze ist dort, wo die Personen würdelos und erniedrigend wirken, auch wenn es für einen Fetisch ist.
Mein Problem ist eher mit Themen, wo ich weiß, dass ich nicht gut drin bin, wie Tierfotografie oder Kinder/Babyfotos. Da fehlt mir einfach der Nerv dafür ^^.
2) Am Schwersten finde ich oft die Suche nach Model und Location. Im Moment hab ich zb eine spannende Idee, aber keine Location dafür - das ist dann ärgerlich.
Wow... ich glaub das war mein längster Post bis jetzt! Ich hoffe er ist euch nicht zu langweilig ...
Bis bald!
13 Kommentare
danke, dass du diesen prozess festgehalten hast!
AntwortenLöschenliebst, catlée
Dieser Post war überhaupt nicht langweilig, im Gegenteil - es war sehr informativ und spannend hinter die Kulissen schauen zu dürfen! Danke dafür!
AntwortenLöschenWirklich ein großartiger Post War toll zu lesen und anzuschauen :)
AntwortenLöschenHat mir sehr gut gefallen <3
lg
ich hab mir den post so so gerne durchgelesen, elisabeth :) das war wirklich informativ, spannend und einfach total interessant - danke für die ganzen details und informationen! manche wissen gar nicht, wie viel arbeit hinter solchen professionellen fotos steckt, nach dem motto ''die kamera macht aber tolle bilder!''; ich find`s super, dass du mit diesem post zeigst und beschreibst, was HINTER der kamera und dem menschen abläuft.
AntwortenLöschenWow, echt schöne und super interessante Einblicke in deinen Workflow und deine Planung! :)
AntwortenLöschenIch finde besonders die Skizzen extrem faszinierend, das sind ja schon Kunstwerke für sich! :o Aber die Endergebnisse können sich auch absolut sehen lassen, wirklich klasse. :)
Viele liebe Grüße
Lea
LICHTREFLEXE
FACEBOOK
Der Beitrag ist richtig toll!
AntwortenLöschenIch finde es spannend zu lesen wie so ein professionelles Fotoshooting geplant und durchgeführt wird. Wirklich klasse :)
Liebste Grüße ♥ Mai
Sparkle & Sand
Heeey Sweetheart!
AntwortenLöschenI am Brazilian and I was looking for foreign blogs then I found his own, which by the way is beautiful and certainly I'm already following you.
It makes me a visit there on my blog, I'll love it!
Sucess always!
XOXO *--*
www.makedamotociclista.blogspot.com.br
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wow. das sieht ja absolut grossartig aus und super spannend zu lesen
AntwortenLöschenwww.thefashionfraction.com
WOW! Was für ein toller Post und was für ein schöner Blog!
AntwortenLöschenSchön, dass ich hier her gefunden habe!
Liebe Grüße,
Tanja
Das ist ja mal ein toller und sehr interessanter Post!
AntwortenLöschenHier geht's zu meinem Blog – Über neue Leser würde ich mich sehr freuen!
WAHNSINNS Post! Vielen Dank für diesen unglaublich tollen Einblick <3
AntwortenLöschenLiebe Grüße, Ella
www.ellaloves.de
Das Kompliment kann ich nur zurückgeben. Du hast auf jeden Fall Talent! Die Fotos gefallen mir sehr :)
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Julia
Dandelion Dream
schöner Post!
AntwortenLöschenvielleicht hast du ja auch mal Lust bei mir vorbei zu schauen: http://sailarace.blogspot.com
Liebe Grüße, Kathrin